Grenz-Echo Bericht vom 30.04.2024

Noch ein Jahr bis zu den Passionsspielen in Schönberg

<p>Vorbereitung auf die Schönberger Passionsspiele 2025: Die Darsteller besprechen bei jeder Probe die Texte mit dem Regisseur und den Konstrukteuren (Drehbuchautoren).</p>

Vorbereitung auf die Schönberger Passionsspiele 2025: Die Darsteller besprechen bei jeder Probe die Texte mit dem Regisseur und den Konstrukteuren (Drehbuchautoren). | Fotos: Lothar Klinges

„Mitspieler mit Text braucht es im Moment nicht“, erzählt der neue Vorsitzende der Passio-Gruppe, Georg Schmitz von Emmels. Im Herbst soll ein Aufruf erfolgen, damit sich weitere Statisten melden können, die als „Viel Volk“ in jedem Passionsspiel wichtig sind. Es wird einen Workshop nur für Statisten geben. Übrigens gab es in den Osterferien ein Treffen für Kinder, das sehr gut aufgenommen wurde. „Ich finde die Stimmung hervorragend. Jörg versteht es, zwischen Ernst und Humor zu jonglieren“, freut sich Georg Schmitz.

 

„Die Proben laufen sehr gut. Das Textgerüst der Konstrukteure wird von den Spieler(innen) weiter entwickelt. Jeder kann und soll sich in den Entwicklungsprozess der Spiele eingebunden fühlen“, erklärt der Regisseur Jörg Lentzen, der auf eine 26-jährige Tätigkeit als Regisseur und Theaterpädagoge zurückblicken kann. Die Näherinnen um die Verantwortliche Melanie Reinartz haben mit der Arbeit begonnen. „Immer wieder fragt sie mich, wie dieses oder jenes Kostüm in der Farbgestaltung und Schnitt genäht werden soll. Die Arbeit mit den verschiedenen Arbeitsgruppen läuft hervorragend, da sie alle ein gemeinsames Ziel vor Augen haben.“

Karl-Heinz Calles wirkte noch als Konstrukteur im Team mit.

 

Die vom Regisseur genannten Konstrukteure, die sich seit Anfang 2023 treffen und mit ihm am Konstrukt bzw. am Szenenablauf arbeiten, haben das Textgerüst, den „roten Faden“ entworfen. Sobald das endgültige Textheft steht, ist die Arbeit der Konstrukteure beendet, jedoch können sie die Darsteller weiterhin bei den Proben begleiten.

Zu den Konstrukteuren gehörte auch Karl-Heinz Calles aus Eupen, der am 4. Dezember 2023 in Eupen verstarb. „In ihm hatte ich einen besonderen Gesprächspartner gefunden, der meine Ideen, die ich ihm schon 2022 bei unserem ersten gemeinsamen Treffen mitgeteilt hatte, in der Bibelgeschichte wiederfand und in das Textgerüst einfließen ließ“, erwähnt der Regisseur. „Wenn wir einem Text von Karl Heinz begegnen, so nennen wir seinen Namen und sprechen von ihm. Er ist präsent. Zu viel erinnert an ihn“, ergänzt Ruth Mattar aus Bütgenbach von der Gruppe der Konstrukteure, deren Aufgabe es ist, „die Botschaft Jesu vom Reich Gottes immer wieder in den Mittelpunkt zu stellen und den Erlösungsgedanken ständig vor Augen zu haben und lebendig zu machen.“

<p>Julian Klein (links, in einer Szene mit Mike Brüls) freut sich sehr, bei den Schönberger Passionsspielen die Jesus-Rolle übernehmen zu dürfen.</p>

 

Julian Klein (links, in einer Szene mit Mike Brüls) freut sich sehr, bei den Schönberger Passionsspielen die Jesus-Rolle übernehmen zu dürfen.

Die Passionsspiele Schönberg spielen seit jeher auf zwei Ebenen, die biblische und die aktuelle Ebene. Die Herangehensweise an die Botschaft Jesu ist für den 57-jährigen Regisseur eine spannende Herausforderung, die ihm aber bisher sehr gut gelungen ist. Auch der Kontakt zu den beiden ehemaligen Regisseuren Alfons Velz und Robert Schmetz sei hervorragend. Beide haben sich sofort bereit erklärt, dem aktuellen Team zur Seite zu stehen. Zum Beispiel sucht Robert Schmetz nach passenden Bildern, die wie immer auf einer großen Leinwand projiziert werden. Zudem übernimmt er auch als Statist eine Rolle, während Alfons Velz der Passio-Gruppe bei Bedarf bei Technikfragen und anderen organisatorischen Angelegenheiten zur Seite steht.

 

Bis zu den Sommerferien treffen sich die Darsteller(innen) im dreiwöchentlichen Rhythmus, um vier bis fünf Szenen gleichzeitig zu bearbeiten. Diese Zeit gehört zum Entwicklungsprozess des Textes. Die Spieler(innen) treffen sich, diskutieren und tragen dann den anderen ihre Gedanken und Änderungen vor. Dabei werden sie von Ruth Mattar und Brigitte Brüls eng begleitet. Nach den Sommerferien werden im gleichen Rhythmus größere Abschnitte geprobt, damit die Szenenübergänge gestaltet werden können. Ab Januar 2025 werden vermutlich größere Abschnitte geprobt, bei denen die Statisten ebenfalls dabei sein werden. Die „heiße Phase“ beginnt dann Anfang März 2025. Der Regisseur vermutet, dass die Spiele 120 bis 150 Minuten dauern werden. „Länger halte ich persönlich für unklug“, sagt Jörg Lentzen.

Der Leitgedanke heißt „Seht! Ich mache alles neu“ aus der Offenbarungsgeschichte

 

Die Passionsspiele 2025 stehen unter dem Leitgedanken „Seht! Ich mache alles neu“ aus der Offenbarungsgeschichte (21,5). Dieser Leitfaden stammt von Karl-Heinz Calles. „Jeder Zuschauer soll angeregt werden, nach der Botschaft Jesu zu suchen. Vielleicht kommt sogar bei einigen die Erkenntnis des ‚Umkehrens‘, wie wir es auf unserer aktuellen Ebene der Spiele darstellen“, erklärt Jörg Lentzen.

 „Der Neuanfang mit Jesus soll in der aktuellen Ebene erfahren, erlebt und erfühlt werden“, ergänzt Brigitte Brüll. „Dies mit den Schauspielern zu erarbeiten, zu erfahren und zu gestalten ist sehr spannend.“ Das Gerüst der Konstrukteure ist der Rahmen, den es mit dem Alltäglichen zu verbinden gilt, um Jesus einen Platz darin zu geben. „Wenn der Zuschauer auch nur mit einer Frage, die ihn herausfordert, sich mit Jesus und seiner Botschaft zu beschäftigen, nach Hause geht, wären wir sehr froh.“

Stimmen: „Ein Privileg, die Jesus-Rolle spielen zu dürfen“

 

Wir befragten einige Spielerinnen und Spieler, was sie an ihrer Rolle besonders reizt.

Regisseur Jörg Lentzen kennt den Jesus-Darsteller Julian Klein (22) aus Raeren noch aus Zeiten des Jugendtheaters Inside, das er geleitet hat. Mittlerweile gehört der Student der Politik- und Geschichtswissenschaften auch dem Kom(m)ödchen Raeren an und nimmt bei Jörg Lentzen in der Schauspielklasse der Musikakademie Theaterunterricht. „Julian Klein ist mit Überzeugung dabei und versteht es, mit seiner bescheidenen Art der Jesus-Rolle eine gewisse Tiefe und Demut zu verleihen, und wir alle, Team und Spieler(innen) sind begeistert von seiner Art, wie er diese große und verantwortungsvolle Rolle schon jetzt darstellt“, sagt der Regisseur. „Ich empfinde es als eine große Herausforderung und als ein Privileg, die wichtige Jesus-Rolle spielen zu dürfen, zumal ich anfangs als Judas eingeplant war. Wie möchte ich Jesus mit seinen Ecken und Kanten darstellen?“, fragt sich Julian Klein, der diesen Jesus weiter entdecken und in diese Rolle mehr und mehr hineinwachsen möchte.


Mike Brüls (35) aus Rocherath
, von Beruf Lehrer an der Bischöflichen Schule St.Vith, spielt den Judas, nachdem er bei den vorigen Passionsspielen auf der modernen Ebene eine Rolle innehatte. „Ich spiele schon lange Theater und schätze die angenehme Atmosphäre unter uns Passio-Spielern.“ Die Rolle des Judas wurde ihm vom Regisseur aufgetragen. „Ich möchte den Judas, der ja allerorts als Verräter gilt, aus einer anderen Perspektive darstellen. War er doch zunächst ein guter Freund von Jesus und wollte ihn in seiner Aufgabe unterstützen.“


Anja Verbaarschot (31) aus Hünningen/St.Vith 
übernimmt erstmals die Rolle der Maria von Magdalena. Sie folgt Schauspielunterricht im vierten Jahr bei Jörg Lentzen und möchte sich durch die Teilnahme an den Passionsspielen in der Kunst des Schauspielens weiter entwickeln, erzählt die konfessionslose IT-Beraterin, die trotzdem mit der Kirche als wichtige Kulturträgerin eng verbunden ist. „Ich finde es spannend, die umstrittene Person der Maria Magdalena darzustellen, sind wir Menschen doch alle mehrdimensional mit mehreren Gesichtern.“ Ihre Rolle entwickelt sich mit den Proben. „Ich bin gespannt, welche Maria Magdalena am Ende dabei herauskommt.“


Ingrid Roth (65) aus Büllingen 
geht es um das Verstehen, Hinterfragen und um die Bedeutung und Umsetzung der Botschaft Jesu. „Deshalb reizt mich die Rolle auf der weltlichen Ebene, um mich mit Jesu auseinanderzusetzen. Ich bereite mich nicht konkret auf die Rolle vor, sondern lebe diese während des Spiels. Mein Alltag ist davon geprägt, da ich viel Positives von den Spielen mitnehme und mir bewusst werde, was ich anders oder intensiver leben könnte. Ich wachse und bin dankbar.“