GE Artikel – Workshop

St.Vith

 

Ab der Premiere-Aufführung am 22. März 2025 werden die Passionsspiele bis zum 18. April 2025 bei acht Aufführungen wieder mehrere tausend Besucher aus nah und fern in ihren Bann ziehen. Wir besuchten am Samstag den letzten von vier Theaterworkshops in der Bischöflichen Schule.

Das Besondere der Schönberger Passionsspiele bleibt die aktuelle Ebene.

Dank dieser Angebote können die Verantwortlichen heute mit 55 Spielerinnen und Spielern rechnen. Natürlich werden weiterhin Spieler(innen), besonders Kinder und Jugendliche, gesucht, da einige Szenen dieser Altersgruppe quasi auf dem Leib geschrieben wurden, sei es nun auf der biblischen Seite oder auf der weltlichen Ebene. Es ist wichtig, dass sich einige Jugendliche trauen, mitzumachen, betont Regisseur Jörg Lentzen aus Eupen. „Lust hätten sie schon“, hört er immer wieder, jedoch sollten sie sich auch trauen. Zu diesem Zweck wird im Frühjahr 2024 speziell für die Kinder und Jugendlichen ein Theaterworkshop organisiert.

Bei den Schönberger Passionsspielen gibt es nur Laiendarstellerinnen und Laiendarsteller. „Talent zum Theaterspiel sollte man schon mitbringen, wenn man auch Text haben möchte“, ergänzt der 57-jährige Theaterpädagoge. Jedoch werden auch noch Statisten gesucht, die bei den Schönberger Passionsspielen immer eine wichtige Rolle gespielt haben.

Der Vater von drei Kindern wurde vom Regieteam der letzten Passionsspiele 2019, Alfons Velz und Robert Schmetz, und dem damaligen Vorstand der Passionsspiele Schönberg als neuer Regisseur vorgeschlagen. Im Jahr 2020 wurde er gefragt, ob er die Regie und Inszenierung übernehmen würde. „Ich brauchte jedoch Bedenkzeit, da es eine große Herausforderung ist“, erinnert sich Jörg Lentzen. „Ich fühlte aber schon innerlich, dass ich dieser spannenden Aufgabe gewachsen bin, da ich auf eine fast 26-jährige Tätigkeit als Regisseur und Theaterpädagoge zurückblicken kann.“ Als er dann nach Hause kam und seinen Kindern davon berichtete, sagten sie lapidar, dass „ich so was ja schon immer mal inszenieren wollte“.

Als im September 2021 für Jörg Lentzen das erste große jährliche Passio– Familientreffen stattfand und er dort als neuer Regisseur vorgestellt wurde, hatte er das Gefühl, dass es für die Spielerinnen und Spieler bis zum Beginn der Proben 2024 zu lange dauern würde, um ihn und seine Arbeitsweise kennenzulernen. Deshalb organisierte er mit Hilfe des Vorstandes, dem er für das Vertrauen und die großartige Unterstützung seiner Arbeit dankt, die Theaterworkshops, um die „Wartezeit“ für die Spielerinnen und Spieler zu verkürzen. Seit Anfang 2023 arbeitet Jörg Lentzen mit seinen „Konstrukteuren“, wie er die Drehbuchautoren nennt, am Skript und konnte auch so den Spielerinnen und Spielern von der Textbuchentwicklung berichten.

Da er kein Theologe oder Bibelwissenschaftler ist, machte er sich bereits im Jahr 2022 auf die Suche nach geeigneten Personen, die ihm mit ihren „Bibel- und Menschenkenntnissen“ zur Seite stehen. Mit Ruth Mattar, Brigitte Brüll, Karl-Heinz Calles, Hubert Chantraine, Walter Henkes und Hermann-Josef Christen hat er eine Mannschaft gefunden, die mit ihm den Inhalt, den Text und den Szenenablauf gestaltet. Die Geschichte der Passion Christi ist allgemein bekannt und sie wird natürlich auch von den Schönberger Passionsspielen thematisiert. Aber das Besondere der Schönberger Passionsspiele ist die aktuelle Ebene.

Jörg Lentzen nennt sie die „weltliche Ebene“, die andere Seite die „biblische“. Die ersten drei Bilder bzw. Szenen hatte er schon sehr früh, nämlich 2020, vor Augen. „So, wie es jetzt in der Welt ist, kann es nicht mehr weitergehen. Wir müssen uns wieder auf die wesentlichen Dinge des Miteinanders konzentrieren, nämlich auf ein friedliches und harmonisches Zusammenleben mit gegenseitigem Respekt“, betont Jörg Lentzen.

Seit Anfang des Jahres 2023 treffen sich nun die von ihm genannten „Konstrukteure“, da sie mit ihm am Konstrukt, bzw. am Szenenablauf arbeiten. „In regelmäßigen Abständen tauschen wir darüber aus, wie die einzelnen Szenen der Spiele aussehen sollen und welche Message wir unseren Zuschauerinnen und Zuschauern mitgeben wollen“, erzählt der Regisseur. Er möchte hier noch nichts verraten. „Es soll ja spannend bleiben.“ Mittlerweile sind die „Konstrukteure“ bei fast 23 Szenen für beide Ebenen angekommen. Ab Anfang Januar 2024 beginnen die Proben mit den Spielerinnen und Spielern. „Aber auch hier können sich die Spielerinnen und Spieler aktiv an der Textentwicklung beteiligen.“

Die „biblische“ Seite bleibt quasi ihrem Original treu, jedoch werden einige Stimmen zu hören sein, welche die biblischen Vorgänge, zum Beispiel die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer, kommentieren. So soll es auch bei vielen anderen biblischen Szenen sein.

„Wollen wir mit der Botschaft Jesu einen Neuanfang wagen?“

Auf der weltlichen Ebene dreht sich alles um einen Neuanfang“. Ein Neuanfang ist immer auch mit Loslassen, mit Schmerz, mit Widerstand verbunden. „Jesu Schicksal verdeutlicht es und berechtigt auch zur Hoffnung. Die Frage, die im Raum stehen wird: Wollen wir denn mit ihm, bzw. mit seiner Botschaft einen Neuanfang wagen?“ So viel möchte Jörg Lentzen hier schon mal verraten.

Der Leitfaden der Spiele 2025 ist noch nicht festgelegt. Jörg Lentzen möchte noch warten, wie die Spielerinnen und Spieler reagieren. Zurzeit ist der Vers 5 aus der Offenbarung, Kapitel 21 aktuell und auch sehr passend für die weltliche Seite: „Seht, ich mache alles neu.“

Vom neuen Regisseur wollten wir abschließend wissen, ob die Passionsspiele in unserer säkularisierten Zeit noch zeitgemäß sind. „Ich denke schon. Gerade in der heutigen Zeit ist es mehr denn je die Frage, wie wir unsere Welt gestalten möchten und was ich persönlich zu einem friedlichen und harmonischen Miteinander beitragen kann. Für mich liegt es an der Botschaft, die ein Passionstheaterstück vermitteln möchte.“

Jörg Lentzen und seine Mitarbeiter(innen) haben sich bei der Gestaltung des Szenenablaufs und des Textes viele Gedanken gemacht. „Natürlich wird es keine Komödie oder gar ein avantgardistisches Theaterspiel, mit dem keiner was anfangen kann. Es ist die Botschaft Jesu, die uns den richtigen Weg weisen kann, wenn wir sie richtig deuten.“