Interner Bereich

Komplettes Interview mit Jörg

Inhaltsverzeichnis
Zum ersten Mal engagieren Sie sich als Regisseur bei den Passionsspielen. Was bewegt Sie, diese große Herausforderung anzunehmen?

Ich wurde vom Regieteam der letzten Passionsspiele 2019, Alfons Velz und Robert Schmetz, dem damaligen Vorstand der Passionsspiele Schönberg als neuer Regisseur vorgeschlagen. Im Jahr 2020 wurde ich dann gefragt, ob ich die Regie und Inszenierung übernehmen würde. Jedoch brauchte ich auch einige Bedenkzeit, da es, wie Sie sagen, eine große Herausforderung ist. Ich fühlte aber schon innerlich, dass ich dieser spannenden Aufgabe gewachsen bin, da ich auf eine fast 26jährige Tätigkeit als Regisseur und Theaterpädagoge zurückblicken kann. Als ich dann nach Hause kam und meinen Kindern davon berichtete, sagten sie lapidar, dass ich so was ja schon immer mal inszenieren wollte.

Sie haben mehrere Workshops für die Teilnehmer/innen organisiert. Im November fand der vierte und letzte Workshop statt. Warum diese  Vorgehensweise und wie ist sie eine Hilfe für das Passionsspiel?

Als 2021 für mich das erste große jährliche Passio – Familientreffen stattfand und ich dort als neuer Regisseur vorgestellt wurde, hatte ich das Gefühl, dass es für die Spielerinnen und Spieler bis zum Beginn der Proben 2024 zu lange dauern würde, um mich und meine Arbeitsweise kennenzulernen. Deshalb organisierte ich mit Hilfe des Vorstandes, dem ich hier auf diese Weise für das Vertrauen und die großartige Unterstützung meiner Arbeit danken möchte, diese Theaterworkshops, um diese „Wartezeit“ für die Spielerinnen und Spieler zu verkürzen. Da ich seit Anfang 2023 mit meinen „Konstrukteuren“ am Skript arbeite, konnte ich auch so den Spielerinnen und Spielern von der Textbuchentwicklung berichten.

Wie kann man sich das Entstehen des Drehbuches unter Ihrer Regie vorstellen?
Welche Quellen, insbesondere auf der aktuellen Ebene, dienen Ihnen als Starthilfe?

Selbstverständlich bin ich kein studierter Theologe und auch sonst habe ich keinen guten Zugang zur Bibelgeschichte. Zu diesem Zweck machte ich mich bereits im Jahr 2022 dann auf die Suche nach für mich passenden Menschen, die mir mit ihren „Bibel- und Menschenkenntnissen“ zur Seite standen. Mit Ruth Mattar, Brigitte Brüll, Karl-Heinz Calles, Hubert Chantraine, Walter Henkes und Hermann-Josef Christen habe ich eine Mannschaft gefunden, die mit mir gemeinsam den Inhalt, den Text und den Szenenablauf gestalten. Die Geschichte der Passion Christi ist ja allgemein bekannt und sie wird natürlich auch von den Schönberger Passionsspielen thematisiert. Aber das Besondere der Schönberger Passionsspiele ist die aktuelle Ebene, ich nenne sie die „Weltliche Ebene“, die andere Seite die „Biblische“. Die ersten drei Bilder bzw. Szenen hatte ich schon sehr früh, also schon 2020, vor Augen. Denn so, wie es jetzt in der Welt ist, kann es nicht mehr weitergehen. Wir müssen uns wieder auf die wesentlichen Dinge des Miteinanders konzentrieren, nämlich auf ein friedliches und harmonisches Zusammenleben mit gegenseitigem Respekt.

 Es sind noch eineinhalb Jahre bis zu den Spielen. Wie entsteht, wie wächst der Text, das Skript zurzeit?

Seit Anfang des Jahres 2023 treffen sich nun die von mir genannten „Konstrukteure“, da sie mit mir am Konstrukt, bzw. Szenenablauf arbeiten. In regelmäßigen Abständen tauschen wir darüber aus, wie die einzelnen Szenen der Spiele aussehen sollen und welche Message wir unseren Zuschauerinnen und Zuschauern mitgeben wollen. Selbstverständlich möchte ich hier noch nichts verraten, es soll ja spannend bleiben. Mittlerweile sind wir schon bei fast 23 Szenen für beide Ebenen. Ab Anfang Januar 2024 beginnen dann die Proben mit den Spielerinnen und Spieler. Aber auch hier können sich die Spielerinnen und Spieler aktiv an der Textentwicklung beteiligen.

Auf welche inhaltlichen Neuheiten können wir uns diesmal freuen? Gibt es Akzentverschiebungen auf der biblischen Ebene?

Wie ich bereits in der vorherigen Antwort gesagt habe bleibt die „biblische“ Seite quasi ihrem Original treu, jedoch werden wir einige Stimmen hören, die die biblischen Vorgänge, zum Beispiel die Taufe Jesu durch Johannes dem Täufer, kommentieren. So wird es auch bei vielen anderen biblischen Szenen sein. Auf der weltlichen Ebene dreht sich alles um „einen Neuanfang“. Ein Neuanfang ist immer auch mit Loslassen, mit Schmerz, mit Widerstand verbunden. Jesu Schicksal verdeutlicht es. Und sein Schicksal berechtigt auch zu Hoffnung. Die Frage, die im Raum stehen wird: Wollen wir denn mit ihm, bzw. mit der Botschaft Jesu einen Neuanfang wagen? So viel möchte ich hier schonmal verraten.

Wird es einen Leitfaden geben? Worin besteht der Leitfaden der Spiele 2025?

Zurzeit ist der Vers 5 aus der Offenbarung, Kapitel 21, „Seht, ich mache alles neu“ aktuell und auch sehr passend für unsere weltliche Seite. Jedoch ist das auch noch nicht festgelegt, da möchte ich noch warten wie die Spielerinnen und Spieler reagieren.

 Sind Passionsspiele in unserer Zeit noch zeitgemäß?

Ich denke schon. Gerade in der heutigen Zeit ist es mehr denn je die Frage, wie wir unsere Welt gestalten möchten und was ich persönlich für ein friedliches und harmonisches Miteinander beitragen kann. Für mich liegt es an der Message, die ein Passionstheaterstück vermitteln möchte. Auch darüber haben wir uns bei der Gestaltung des Szenenablaufs und Textes Gedanken gemacht. Natürlich wird es keine Komödie oder gar ein avantgardistisches Theaterspiel, mit dem keiner was anfangen kann. Es ist die Botschaft Jesu, die uns den richtigen Weg weisen kann, wenn wir diese Botschaft eben richtig interpretieren.

Wie ergibt sich zurzeit die Zusammenstellung der Laienschauspieler für das Jahr 2025?  Ist es leicht Spieler/innen zu finden? Welche Voraussetzungen sollte ein Spieler mitbringen?

Durch die Angebote der Theaterworkshops, die die Schönberger Spiele angeboten haben, können wir heute mit einer Anzahl von knapp 55 Spielerinnen und Spielern rechnen. Natürlich suchen wir weiterhin noch Spielerinnen und Spieler, besonders Kinder und Jugendliche sind gesucht, da wir einige Szenen den Kindern und Jugendlichen quasi auf dem Leib geschrieben haben, sei es nun auf der biblischen Seite, oder auf der weltlichen Ebene. Hier ist es wichtig, dass sich einige Jugendliche trauen mitzumachen. „Lust hätten sie schon“, das höre ich immer wieder, jedoch sollten sie sich auch trauen. Zu diesem Zweck wird noch im Frühjahr 2024 speziell für die Kinder und Jugendlichen ein Theaterworkshop organisiert.
Und zur Frage, welche Voraussetzungen ein Spieler haben sollte, kann ich sagen, dass es bei den Schönberger Passionsspiele nur Laiendarstellerinnen und Laiendarsteller gibt. Talent zum Theaterspiel sollte man schon mitbringen, wenn man auch Text haben möchte. Jedoch suchen wir auch noch Statisten, die selbstverständlich bei den Schönberger Passionsspiele immer eine wichtige Rolle gespielt haben.

Interview: Lothar Klinges